Deutscher Herbst
Deutscher Herbst
Da liegt was in der Luft.
Die Liebenden treibts noch einmal in die Parks,
und die Gärtner schlafen mit einem Lächeln auf den Lippen ein.
Selbst die eisernen Lungen pulsieren beherzter,
und meine Mutter spielt wieder mit dem Gedanken,
endlich ein Transvestit zu werden.
Da liegt doch was in der Luft.
Die Prokuristinnen schweben zum Fenster und schnuppern.
Ihre Schreibmaschinen duften nach Lilien.
(Jetzt müssten all diese schmalhüftigen, wippenden Männer eintreten, das Glied gehalftert, zum Abzug bereit.)
Die Prokuristinnen schließen die Augen.
Da muss doch was in der Luft liegen.
O - dieses Ausatmen der Sonne!
Spitzbübische Staatssekretäre basteln am Grundgesetz.
Ihre Hände sind schlank und konturiert.
Unter den Brücken dampft das Leben.
Ich lieg auf irgendeinem wuscheligen Bauch und träume davon, John Wayne zu kastrieren.
Da tut sich was in der Luft.
Der Mond ist endlich schwul geworden und stakst mit Netzstrümpfen durch einen violetten Spiralnebel.
In den schwarzen Kammern der Gefängnisse stapeln sich die Tränen.
Die Strafverteidiger träumen vom freien Leben der Konditoren,
und die Eliteeinheiten sind seit neuem päpstlicherseits autorisiert,
im Bedarfsfall die letzte Ölung vorzunehmen.
Da liegt was in der Luft.
Licht und das graziöse Sinken der Blätter und noch ein Fetzen
Wärme auf der Haut.
und am Horizont zeichnen sich braun die Umrisse
einer großen, starken und tödlichen Hand ab.