Glasperlenspiel, Pt. 1

Thomas Kopold, Tobias Vetter

Ein Meer aus starren Blicken
Ohren, die der Stille lauschen
So stehen sie unter gekrümmten Rücken
So weit das Auge reicht
Münder, voll mit leerem Rauschen
Nur ein Mensch, der keinem gleicht

Das erste Spiel seit all den Jahren
All dem Denken, all dem Hadern
Das scheint aus allen Gliedern, Gesten Haaren
Die Erlösung wird herbeigesehnt
Erlösung nach dem Zermartern
Das aus allen Mündern gähnt

Die Perlen verlassen die Kiste
Gottgemacht mit tausend Runen
Wandern in die lange Hand
Lassen die Leere in die Truhe
Erwarten lässt die Luft erklingen
Hinter der Realität
Sieht man tausender Farben Flimmern
Das Feld wird gedreht

Bedeutung zerrt an den Rändern der Welt
Ein stummer Schrei, der das Bild erhellt
Das Zeichen für den ersten Schritt
Es geht nur vorwärts, nie zurück

Die erste Kugel, leise gleitend
Soll den ersten Stein beschreiben
Der Grundstein dieses ganzen Spiels
Doch auf eine folgen viele
Die erste Kugel greift ins Feld
Die Rune besagt: Feindbild Mensch

Und aus einer sprudeln hunderte Perlen
Die Prophezeiung selbst erfüllend
Runen malen schwarz in schwarz
Das Tageslicht verhüllend

Missetaten aller Menschen
Fließen auf das Brett
Ein abgründiger Akt
Amok, Morde, Hinterhalte
Heucheln, Lügen, all der Dreck
Neid, Zorn und Verrat

Augen werden blind vor Grauen
Das Publikum zerfließt
Ein Spiel, wie man es nie gesehen
Es dringt in den Verstand der Weisen
Und der Meister liest
In den Perlen, in den Augen, wie sich die Räder drehen

Viele sind gefallen
Zu schwach, der Klage standzuhalten
Der Magister steht noch unbewegt
Und ruft die Ältesten der Alten

Die zweite Kugel höllisch gleisend
Wird den Schleier lüften
Der Schein, der sie umgibt
Bringt unvertraute Düfte
Aus falschen Menschen und frommem Glauben
Formen sich Faule Früchte

Das Gleisen pflanzt sich fort und fort
Webt sich in die Dunkelheit
Der schwarzen Runen
Ihnen zum Geleit

Sie zeigen Engel
Sie verdrängen Schwärze
Keine Macht kann größer sein
Feuer mit Feuer
Schmerzen mit Schmerzen
Der Schöpfer will Erlöser sein

Die Augenhöhlen ausgeleuchtet
Von all dem Glanz der weißen Perlen
Die die schwarzen Kugeln annihilieren
Erstechende Strahlen, schwarz und weiß
Wer zusieht muss sterben oder lernen
Dass weiß und schwarz jeden Krieg verlieren

Am Ende dann, nach Mord und Raub
Bleiben zwei, der Rest kommt fort
Die überlebenden lesen die Runen
Die Erde und der geschlagene Gott

Wenn alle Wesen Feinde sind
Wer pachtet dann die Wahrheit
Heißt, die Früchte der Reife sind
Faulig betrachtet bei Klarheit
Bei klarem Verstand, Selbstbesinnung
Den Teufel jagen, aus jeder Windung
Sich lossagen von jeder Weltenbindung
Von finden wollen, Weltergründung
Und sich tiefer in sich selbst bewegen
Sich selbst die eigenen Wege ebnen
Ganz im See der Sünden schwimmen
Sich fallen lassen; trübes Wasser trinken
Um im Fluss wieder aufzustehen
Mit erstarktem Glauben gehen
Und weil man sich selbst erkennt
Hat man etwas, das sich selbst von anderen trennt

Die Flut überschwemmt den Fluss
Die Flut überschwemmt der Wahrheit Bucht
Im Spielfeld bildet sich ein Bruch

Erschöpft, die Hand schon zitternd
Die Haut ist alt und trocken
Greift er nach der nächsten Sphäre
Nach Feindbild und Früchten: Die letzte Glocke

Ein neuer Ton kriecht durch das Spiel
Des Meisters Augen sind gebannt
Sie kleben an der Disharmonie
Sie ist in sein Gehirn gebrannt

Er sieht: All die Jahre des Schweigens
Haben nichts an der Tiefe gemindert
Vor der er damals geflohen ist
All die Zeit der Abstinenz, des Lebens unter den Kindern
Wie hat er stets das Spiel vermisst

Und jetzt, die Augen an den Perlen klebend
Kann er sich endlich ganz entfalten
Die Hand steht still, es spielt sich selbst
Was Realität ist und was Spiel
Kann er nicht mehr im Auge behalten
Und so fällt er aus der Welt

Die Seiten sind getauscht
Der Meister ist Spiel, das Spiel ist Meister
Und beides ist beides
Vom Publikum bleiben nur noch die Geister

Aus der Truhe altem Holz
Die seit dem Beginn der Welt bereitstand
Zieht und gibt der Weg der Zukunft
Zu Feindbild, Früchten, Glocken einen Meister
Einen Meister aus Deutschland

Aus schwarzen Schlieren sich formierend
Die Armee der Weltenkrankheit
Von Kopf bis Fuß zum Krieg gerüstet
Schritt um Schritt in Ewigkeit

Alle Welt nichts als ein Spiel
Siliziumwüsten auf Holzgebilden
Die Realität wird klar und zerfließt
Die Feinde des Meisters bilden den Meister
Sie umgeben ihn, jene nie gestillten
Fragensteller und das blaue Auge schießt

Das Feindbild war Trug und Spiegel
Die Früchte nur jene des Körpers
Die letzte Glocke gab es hier nie
Hinter dem Vorhang der Wahrheit
Sprechen die Lippen der Mörder
Wir sind du und du bist wir

Die dürre Gestalt des Magisters
Von Leben leer, von Wissen voll
Zieht endlich alle Register
Sterben muss, was sterben soll

Curiosités sur la chanson Glasperlenspiel, Pt. 1 de Glasperlenspiel

Qui a composé la chanson “Glasperlenspiel, Pt. 1” de Glasperlenspiel?
La chanson “Glasperlenspiel, Pt. 1” de Glasperlenspiel a été composée par Thomas Kopold, Tobias Vetter.

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